Grußwort des Initiativkreises "St. Konrad als Umweltzentrum"01.03.2019
Borna/Deutzen (12.02.2018). Liebe Schwestern und Brüder in den Pfarreien St. Joseph Borna, St. Benno Geithain - Bad Lausick, der VG und im Südraum Leipzig!

Wenn ich mir den milden Winter vor Augen führe, bekomme ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ist etwa der Klimawandel schuld daran? Schade, dass im Zuge der Koalitions-Verhandlungen der Bundesregierung beschlossen wurde, die Klimaziele nicht einzuhalten! Diesem Trend entgegen lädt Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si' alle Menschen zu einem Dialog ein, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten: "Wir brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle." (Nr. 14) Beim Lesen bekomme ich mehr und mehr den Eindruck, dass in Gottes Schöpfung alles an seinem Platz stehen und erhalten bleiben soll, was durch die Verschmutzung und die Wegwerfkultur des Menschen (20-22) verrückt wurde und wird: Das gemeinsame Klima (23-26), das Wasser (27-31) und die biologische Vielfalt der Erde (32-42). Der Papst hält fest, dass die Erde die Heimat aller Menschen ist (93-95), ja mehr noch, dass von jedem Geschöpf eine Botschaft des Schöpfers ausgeht (84-88) und deswegen alle Menschen eine universale Gemeinschaft bilden (89-92). Die Sorge für unsere Welt müsse ganzheitlich und generationenübergreifend sein und sogar bis in den Alltag hineinreichen. Man solle nicht meinen, dass alltägliche, kleine Veränderungen, wie die Vermeidung von Plastikmüll oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, die Welt nicht verändern würden. Im Gegenteil: Gerade sie könnten dem Menschen das Gespür für seine ursprüngliche Würde wiedergeben und ihn zu einer größeren Lebenstiefe führen. Der Papst schlägt vor, den Menschen zu einem "Bündnis mit der Umwelt" (209-214) zu erziehen. Dabei komme der Politik die Aufgabe zu, die Bevölkerung zu sensibilisieren. "Aber auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle zu erfüllen." (214)

Bei diesem Satz fühle ich mich persönlich angesprochen. Ich frage mich, ob die Kirche St. Konrad in Deutzen nicht ein Ort für die Erziehung sein könnte, wie der Papst sie uns allen ans Herz legt. Warum gerade St. Konrad in Deutzen? Etwa weil die Pfarrei St. Joseph über zu viele Immobilien verfügt, als sie auf lange Sicht erhalten kann und deswegen St. Konrad perspektivisch aufgeben muss? Oder deshalb, weil die Vorschläge von zwei Gemeindeveranstaltungen aus dem Jahre 2014 (Fernsehkirche, Jugendkirche, Tourismuskirche, Kolumbarium) sich als nicht umsetzbar erwiesen haben?

Beides ist zwar richtig, aber einem Initiativkreis "St. Konrad als Umweltzentrum" um Dr. Nikolaus Legutke (Markkleeberg), Joachim Schruth, Cornelia Scheffler, Jeannette Perschke (Bad Köstritz) und Pfr. Dietrich Oettler ist beim Blick in die Vergangenheit etwas anderes aufgefallen: Die Kirche St. Konrad wurde erbaut, um nach dem Zweiten Weltkrieg den vielen Flüchtlingen und Vertriebenen eine neue Heimat im Leben und im Glauben zu geben. So beschreibt es mein Vorgänger Pfr. Christian Köhler, dem wir diese Kirche maßgeblich zu verdanken haben, in der Pfarrchronik im Jahre 1956, als St. Konrad geweiht wurde. Die Folgen von Flucht und Vertreibung sind Gott sei Dank nach 70 Jahren weitgehend abgebaut (wenn auch noch in den nachfolgenden Generationen spürbar). Heute ist es die Umwelt, die gewissermaßen vom Menschen vertrieben wird und fliehen muss. Sie braucht eine neue Heimat! Und der heutige Mensch, der sich durch seinen Lebensstil der Umwelt und sich selber entfremdet, braucht sie auch.

Nun kann man einwenden: Aber Herr Pfarrer, eine Kirche auf aufgeschüttetem ehemaligem Bergbaugelände, erbaut von Bergleuten, die ihr Lebenswerk in der Kohleverstromung gesehen haben – passt denn das zu einem Umweltzentrum? Ich meine, das passt gerade zusammen! Der Schöpfer wollte, dass der Mensch für sich und seinen Energiebedarf sorgt. Aus christlicher Sicht war der Bergbau in unserer Region gut. Er hatte seine Zeit. Diese Zeit ist nun abgelaufen. Irgendwann wird uns die Kohle ebenso ausgehen, wie den törichten Jungfrauen im Evangelium das Öl. Ich vermute, Pfr. Köhler hat das schon geahnt, als er den Auswüchsen der totalen Technik, die auch am Feiertag nicht ruht, die Kirche St. Konrad entgegengestellt hat:

"Neben dem Werk, zunächst noch auf freiem Felde, steht nun die Konradkirche. Zum Ton der Werksirene, den Signalen der Werksbahnen und dem Scharren der großen Bagger ist nun der Glockenklang gekommen. Mitten im Industriegebiet erklingt dreimal das tägliche Läuten der Aveglocke. Wenn auch am Sonntag die Schlote rauchen und die Arbeit nicht ruht, so rufen die Glocken doch nun zum Gottesdienst und erinnern daran, dass der Mensch 'nicht vom Brot allein' – also der Arbeit – lebt. Zwischen den rauchenden Schloten erglänzt das vergoldete Kreuz des Kirchturms und die Katholiken aus Bayern, Schlesien und dem Sudetenland haben im Gotteshaus ihre Heimat gefunden." (aus der Pfarrchronik)

Die klugen Jungfrauen des Evangeliums hatten einen Plan B, als sie neben den Lampen auch noch Öl in Krügen mitnahmen. Was ist unser Plan B? Auch darüber wollen wir in Umweltseminaren und Kinderwochen nachdenken. St. Konrad soll ein Ort des Austausches, des Lernens und des Blickes in die Zukunft werden. Erste Gespräche mit Landrat Henry Graichen, Bischof Heinrich Timmerevers, Bürgermeister Thomas Hellriegel, Oberbürgermeisterin Simone Luedtke und anderen Akteuren ermutigen uns. Die Deutzener katholische Ortsgemeinde ist offen, aber auch sehr kritisch. Und das ist gut so, denn wir wollen kein Luftschloss bauen.

Damit unsere Zukunft gelingt, brauchen wir nicht zuletzt, sondern zuerst das Gebet. St. Konrad soll also ein Ort des Gottesdienstes und des Gebetes bleiben.

Wir bitten Sie um Ihre Mithilfe, damit aus unserer Idee immer mehr ein konkretes Projekt wird. Bitte wenden Sie sich über meine Person (d.oettler@kath-kirche-borna.de) an den Initiativkreis.

Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Fasten- und Osterzeit!

Ihr Pfarrer Dietrich Oettler und Dr. Nikolaus Legutke,
Initiativkreis "St. Konrad als Umweltzentrum"

Die vollständige Enzyklika "Laudato si' - Über die Sorge für das gemeinsame Haus" von Papst Franziskus ist über den unten stehenden Link nachzulesen.
Quelle: Link

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