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LVZ: "Mitunter kompliziert"13.02.2014
Der gespaltene Leutzscher Fußball und seine Aussichten - Versuch einer Annäherung

Die grün-weiße Fußball-Familie ist geteilt, der traditionsreiche Alfred-Kunze-Sportpark wird von der SG Leipzig-Leutzsch und der BSG Chemie genutzt. Wir sprachen über die angespannte Situation mit dem Chemie-Vorsitzenden Frank Kühne (53), Chemie-Schatzmeister Siegfried Klose (58) und Jamal Engel (42), Vizepräsident der SG Leutzsch.

Frage: Welches Verhältnis haben Sie zueinander?
Frank Kühne: Wir haben keinerlei Probleme, es läuft auf einer vernünftigen Basis.
Siegfried Klose: Gut bis sehr gut.
Jamal Engel: Das kann ich nur bestätigen. Wir versuchen, uns an Verträge und Abmachungen zu halten. Das ist mitunter kompliziert, weil die Situation im Sportpark schwierig ist. Aber wir suchen immer nach Lösungen. So wie bei den zu wenigen Kabinen. Wir sind beim Umbau und hoffentlich im Sommer fertig. Die Sanierung ist dringend nötig.

Wer finanziert das?
Jamal Engel: Unser Verein und Sponsoren.
Siegfried Klose: Wir wollten uns am Sanierungskonzept beteiligen, wissen aber nicht, wie weit das ist. Wir haben es deshalb bei der Stadt, die Eigner der Sportstätte ist, angemahnt.
Jamal Engel: Die Konzeption haben wir der Stadt vorgelegt, sie ist noch nicht abgesegnet. Mit Chemie müssen wir reden, wenn das abgesegnet ist. Für die Stadt sind wir als Pächter der Ansprechpartner.
Siegfried Klose: Wir haben viele dringende Baustellen, mich stören viele Dinge, wie mitunter die fehlende Sauberkeit. Das können und müssen wir zuerst beheben.

Was zahlt die BSG Chemie für die Nutzung an die SGL?
Siegfried Klose: Eine monatliche Pauschale von 2500 Euro. Derzeit etwas gekürzt, weil die Betriebskosten-Abrechnung noch nicht erfolgte.
Jamal Engel: Selbstverständlich legen wir die bei der Stadt vor. Chemie kann sie einsehen, das ist für uns unproblematisch. Wir sind übrigens nicht dafür verantwortlich, dass beide Vereine in dem Stadion spielen. Von außen will jeder einen grün-weißen Verein. Doch das scheitert an vielen kleinen Dingen.

An welchen?
Jamal Engel: So, wie sich die Vorstände momentan unterhalten, kann man Schritt für Schritt darauf hinarbeiten. Die Fans können das aber offenbar nicht.
Frank Kühne: Man muss daran erinnern, wie die SGL entstanden ist: Fans wollten Fußball in Leutzsch erhalten, als der FC Sachsen pleite ging. Mit der BSG Chemie in der Landesliga hatte keiner gerechnet, das kam erst durch die Fusion mit Blau-Weiß und dessen Spielrecht. Dann wurde in Chemie "links" und die SG "rechts" hineininterpretiert. Dabei hatten die Vorstände andere Sorgen, mussten erst einmal unwahrscheinlich viel organisatorische Arbeit leisten. Erst jetzt gibt es dafür nach und nach positives Feedback.

Sportlich sind beide Mittelmaß in Liga sechs, die Sportstättensituation ist prekär, an Nachwuchs mangelt es, um einige Probleme zu nennen. Ist ein Zusammenschluss somit nicht dringend geboten?
Jamal Engel: Das müssen die Mitglieder entscheiden. Von beiden Vereinen.
Chemie hätte im Sommer wegen fehlender Nachwuchsteams um Haaresbreite keine Spielerlaubnis in der Landesliga bekommen
Siegfried Klose: Ja, wir mussten zunächst das Fundament bauen, das stand im Vordergrund. Deshalb können wir uns derzeit Leistungsfußball gar nicht leisten.

Wie stark ist bei Chemie der Einfluss von Fangruppen, die zumindest teilweise als gewalttätig gelten oder galten?
Frank Kühne: Wir arbeiten mit den Fans, sind auf einem guten Weg, und viele Anhänger unterstützen uns. Die große Masse will das Richtige. Es bedarf aber vieler Gespräche. Einzelne wird es immer geben, die man nicht erreicht.
Siegfried Klose: Unsere Philosophie ist, wie eine große Familie zu sein. Und wie in jeder gibt es auch schwarze Schafe, um die wir uns kümmern müssen. Wir nehmen unsere Verantwortung war.

Herr Engel, an Sie geht oft der Vorwurf, die Spaltung in Leutzsch geradezu zu betreiben, um ihre eigenen, persönlichen Ziele zu verfolgen. Was sagen Sie dazu?
Jamal Engel: Ja, manche nehmen mich als Feindbild, weil man gegen den Verein nichts vorbringen kann. Dabei möchte ich einen gemeinsamen Verein. Bei einer Abstimmung wären sicher 90 Prozent der Mitglieder dafür, zusammen unter dem Namen BSG Chemie zu spielen. Zumindest bin ich sicher, das fände eine Mehrheit.

Was hindert Sie an einer Abstimmung?
Jamal Engel: Wir können das auf unserer nächsten Mitgliederversammlung zur Abstimmung stellen. Und zu dem Vorwurf muss ich noch sagen, dass ich Mitgründer der SG Leutzsch war, um weiter grün-weißen Fußball zu sichern. Ich hätte das nicht gemusst, war beim DFB fest angestellt. Aber Sponsoren baten mich, und so kam es zur Gründung. Das Zusammengehen mit Chemie muss ein Prozess sein, um den Prozess der auseinander driftenden Fans umzukehren. Dass es zu der Fantrennung kam, lag an Fehlentwicklungen beim FC Sachsen, ich konnte die Fans teilweise sogar verstehen.
Frank Kühne: Du musst mir mal erklären, warum man nicht einfach die BSG Chemie, die ja längst gegründet war, hätte als Nachfolger nehmen können? Selbst die Nachwuchssicherung ist unter der SGL ja kaum gelungen.
Jamal Engel: Ich kann bei euch auch das Haar in der Suppe suchen. Am Anfang konnte man sich bei Chemie mit keinem zusammensetzen, die waren trotzig. Der Tenor im Verein klang nicht nach Gemeinsamkeit.

Wann spielt ein Leutzscher Verein wieder mindestens in der Regionalliga?
Jamal Engel: Daran denke ich momentan nicht.
Siegfried Klose: Wir auch nicht. Aber wir wollen einen Weg wie Union Berlin gemeinsam mit den Fans nach oben gehen.

Ist es denkbar, dass im Sommer eine gemeinsame Mannschaft in der Landesliga antritt, die um den Aufstieg zur Oberliga mitspielen kann?
Frank Kühne: Das kann ich mir vorstellen. Man muss dann betrachten, wie stehen beide Vereine da und wie entscheiden die Gremien.

BSG Chemie Leipzig
Gegründet: 1997 als Ballsportgemeinschaft, 2011 Fusion mit Blau-Weiß Leipzig und Gründung der BSG
Mannschaften: zwei Männermannschaften, vier Nachwuchsmannschaften
Höchste Spielklasse: Sachsenliga (11. Platz)
Mitglieder: etwa 400
Etat: rund 250000 Euro

SG Leipzig Leutzsch
Gegründet: Nach der Insolvenz des FC Sachsen am 21. Mai 2011
Mannschaften: zwei Männermannschaften, sechs Nachwuchsmannschaften
Höchste Spielklasse: Sachsenliga (6. Platz)
Mitglieder: etwa 400
Etat: rund 350000 Euro

Interview: Winfried Wächter, Torsten Teichert, Frank Müller
Leipziger Volkszeitung vom 24.Januar 2013

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