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LVZ: Der Leutzscher Patient11.03.2012
Machtvakuum zur Unzeit: Nach Ziegenhorn-Rücktritt bleibt beim FC Sachsen vieles liegen / Ex-Chefs winken ab

Leipzig. Der FC Sachsen blickt auf ein bewegtes Vorleben. Pleiten. Gerichtsverhandlungen. Durchgeknallte Führungskräfte. Ein Trainer, der die Schrankwand entführte. Ein Aufsichtsrat, der das Buffet vor unliebsamen Journalisten bewachte. Ein "Schnellboot", das in die falsche Richtung abbog. Und die "Hoffnung Mitteldeutschlands", von der in Mitteldeutschland kein Aas Kenntnis nahm. 2011 stellt Trainer Dirk Heyer fest: "Wir produzieren keine Skandale mehr." Das ist so.
Sie ruhen in diesen Tagen etwas zu sehr in sich. Nach der Demission von Club-Chef Lars Ziegenhorn befindet sich der Patient in der stabilen Seitenlage, braucht Hilfe von außen. Die verbliebenen Vorstände Matthias Weiß und Uwe Seemann sind nur eingeschränkt im Einsatz. Weiß ist gesundheitlich angeschlagen, Seemann wohnt 80 Kilometer weit weg.
Ein Machtvakuum zur Unzeit.
Aufgaben gibt's jede Menge. Auslaufende Spielerverträge, die Lizenzierung für die Regionalliga, Gespräche mit dem Ausrüster und Sponsoren, das malade Stadion im Alfred-Kunze-Sportpark. Am 30. Juni will Insolvenzverwalter Heiko Kratz das Haus besenrein übergeben. Falls es dann noch steht.
"Mir blutet immer noch das Herz", sagt Ex-Boss Ziegenhorn, der nach zwei Jahren Rettungsschwimmen die grün-weiße Badehose ausziehen musste. Der Mann führt Hotels, hat Frau und zwei Kinder. Irgendwann gab es die rote Karte. Von seinem Arzt und seiner Lebensgefährtin. Weg vom Fenster ist er nicht. Beim Derby gegen Lok wird Ziegenhorn am Sonntag (13 Uhr) in der Red-Bull-Arena sein, Gespräche mit Unterstützern führen, auch mit Herren, die für Führungsaufgaben beim 64er-Meister in Frage kommen.
Gespräche über präsidiale Nachfolger laufen seit Monaten. Ex-Manager Uwe Thomas wurde kontaktiert, winkte ab. Auch für die früheren Vorständler Stefan Opitz und Andreas Engler gibt es kein Zurück. Engler, von 2001 bis 2007 bei Sachsen im Einsatz: "Ich liebe den Club, mache aber nichts mehr. Meine sechs Jahre waren der Wahnsinn. Da ist man mit Haut und Haar dabei, das kostet Zeit und Kraft." Wer, fragt Engler, tut sich das angesichts der "schwierigen Perspektive" noch an?
Ja, wer eigentlich?
Ziegenhorn gibt nicht auf. "Man hat uns zwei Jahre lang auf die Schulter geklopft und gesagt: ,Ihr macht das toll, die Sachsen-Familie muss zusammenhalten.' Jetzt müssen Leute her, die in die erste Reihe gehen." Leute aus der großen Familie.
Vielleicht wird Ziegenhorn bei seinem Hallenturnier am kommenden Freitag in der Soccerworld fündig. Der 38-Jährige hat ein Promiturnier auf die Beine gestellt, bringt über 1000 Bundesligaspiele und über 1000 DDR-Oberligaspiele auf den Kunstrasen. Unter anderen im Einsatz: Kalla Pflipsen, Bachirou Salou, Jürgen Rische, Dariusz Wosz, Ata Lameck, Olaf Marschall, Dirk Heyne, Heiko Scholz und Hans Leitzke. Leitzke for president? Warum nicht?

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