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LVZ: Sachsen-Fans fordern Rauswurf von Trainer Dirk Heyne11.05.2012
Leutzscher Vorstand: Sieg gegen Magdeburg II ist Pflicht / Oberliga-Mannschaft seit 14. November ohne vollen Erfolg

Leipzig. Heute sind es 151 Tage. Sieglose Oberliga-Tage. Am 14. November gewann der FC Sachsen 2:1 gegen Wacker Gotha. Seitdem gab es sieben Niederlagen und vier Remis, schoss die Mannschaft nur fünf Tore. Bis zu einem Abstiegsplatz sind es noch drei Punkte. Fakten, die für sich sprechen und gegen Trainer Dirk Heyne. Fakten, die auch die Anhänger alarmieren.
Dienstag früh um 7, Alfred-Kunze-Sportpark: An der Nordwand und im Mittelkreis prangen Fan-Transparente. Sie fordern die Vereinsführung zum Handeln auf und den Rauswurf von Heyne. Erster Adressat: Matthias Weiß. Es gilt als offenes Geheimnis, dass er bislang eisern am Trainer festhielt, dass Uwe Seemann gern früher reagiert hätte. Jetzt haben sich die beiden verbliebenen Vorständler, die sich nicht in der Öffentlichkeit streiten wollen/dürfen, auf eine gemeinsame Sprachregelung geeinigt. Seemann trägt sie vor: "Wir müssen am Sonntag gegen Magdeburg II gewinnen. Ein Sieg ist Pflicht, ein Punkt zu wenig. Das weiß die Mannschaft, das weiß der Vorstand, und das weiß auch der Trainer." Diese Aussage ist deutlich genug, auch wenn Seemann sofort versichert: "Es gibt kein Ultimatum für Dirk Heyne."
Doch in Leutzsch regiert die Angst. Am kommenden Mittwoch geht's zum VfL Halle, am Ostermontag wartet das Derby gegen Lok. Ebenfalls Kellerduelle, ebenfalls Endspiele für den ums nackte Überleben kämpfenden FC Sachsen. Insolvenzverwalter Heiko Kratz hatte in dieser Zeitung bereits angekündigt, im Abstiegsfall den Laden zuschließen zu müssen.
Im FCS-Internetforum brennt es lichterloh. Seit Monaten kicke das Team grausam, heißt es da, Heyne erreiche mit seiner unterkühlten, emotionslosen Art die Spieler nicht mehr, der Verein marschiere mit Volldampf in die Hölle, die ganze Stadt lache über den FC Sachsen und seinen inkompetenten Vorstand, man sei auf Abschiedstournee. Tenor: Es ist 5 nach 12.
Auch das erzeugt Druck. So droht dem Magdeburger Heyne das Aus - ausgerechnet gegen die Reserve seines Heimatklubs, den er 2007 fast zum Zweitliga-Aufstieg geführt hätte. Im Juli 2008 kam Heyne nach Leipzig, im Regionalliga-Jahr erwischte ihn die Insolvenz kalt. Aber er blieb, baute beim nun bettelarmen FC Sachsen eine völlig neue, blutjunge Elf zusammen, die erfrischend spielte und alle Erwartungen übertraf. Als er im März 2010 seinen Vertrag bis 2012 verlängerte, hätten ihm die Leutzscher am liebsten die Füße geküsst, nach dem glänzenden Start in diese Saison träumten sie trotz aller Finanzprobleme schon wieder von der Regionalliga. Bis im November die schwarze Serie begann.
Heyne, 53, kennt das Geschäft, beklagt sich nicht über die Ungerechtigkeit des Fußballs und die jüngsten Anfeindungen. "Wenn die Resultate nicht da sind, ist das eben so", sagt er gestern. Und: "Ich hoffe, dass diese Situation mein Team am Sonntag nicht belastet. Die Jungs sollen auch nicht für mich spielen, sondern für sich selbst."
Wer wird als Nachfolger gehandelt? Dem von den Fans geforderten Jamal Engel, einst Heyne-Assistent, traut der Vorstand den Ritt auf der Rasierklinge offenbar nicht zu. Chemie-Legende Hans-Jörg Leitzke, inzwischen selbstständiger Fußball-Unternehmer, könnte bis Saisonende auf Honorarbasis übernehmen. Oder Michael Breitkopf, 2008 FCS-Aufstiegsheld. Doch wer auch kommt - er tritt ein schweres Erbe an. Vielleicht gewinnt die Mannschaft am Sonntag aber auch wieder. Nach dann 154 Tagen.

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