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LVZ: Aufbauhilfe für den FC Sachsen11.05.2012
2:0-Erfolg im Oberliga-Derby - Leutzscher beenden Durststrecke, Lok schlägt sich selbst

Leipzig. Ein Lok-Eigentor und ein schwerer Abwehrschnitzer bescherten dem FC Sachsen gestern vor 8451 Zuschauern in der Red-Bull-Arena nach 13 sieglosen Oberliga-Spielen wieder ein Erfolgserlebnis und dem neuen Trainer Christian Kaubitzsch einen gelungenen Einstand. Nach dem 2:0 saß die komplette Mannschaft lange vor der Fan-Kurve, warf Trikots in die Menge und genoss den Jubel. "Derbysieger, Derbysieger", hallte es von den Rängen. Ein schlimmes halbes Jahr war plötzlich vergessen, der Klassenerhalt in Reichweite. Christian Kaubitzsch aber dachte vor allem an seinen Vorgänger. Auf die Frage, wie viel Dirk Heyne noch im Team gesteckt habe, antwortete der 55-Jährige: "Alles, das ist sein Erfolg."
Erst am Donnerstag hatte Kaubitzsch übernommen, aber nichts verändert. Die Aufstellung stimmte er mit Heyne gleich nach dessen Rauswurf ab, seitdem telefonierten beide täglich. Auch das Team brannte für Heyne. "Er hat super gearbeitet, wir haben für ihn gewonnen", erklärte Khviva Shubitidze. "Wir haben Charakter gezeigt, alle Rückschläge weggesteckt und endlich das Glück erzwungen, das uns vorher fehlte", meinte Mario Scholze.
Dusel hatten die Leutzscher in der Tat. "In der ersten Halbzeit war Lok klar besser und der Fußball-Gott auf unserer Seite", gestand Kaubitzsch. Beim 1:0 (17.) beförderte Stephan Knoof, Lok-Ersatzkapitän für den gesperrten Thorsten Görke, die Kugel nach scharfer Hereingabe von Norman Lee Gandaa aus fünf Metern ins eigene Netz, stellte die Partie auf den Kopf. Denn die Probstheidaer begannen stark, kombinierten schnell und flüssig, wirkten technisch reifer, vergaben jedoch ihre Großchancen. Benedikt Seipel traf den Pfosten (2.), Sebastian Kieback (14.) scheiterte ebenso an Keeper Felix Weiß wie später der agile Pavel Devaty (26.) und Albrecht Brumme (34.). "Fehlende Cleverness und fehlende Qualität", monierte Trainer Mike Sadlo, "wenn wir gegen diesen verunsicherten Gegner in Führung gehen, gewinnen wir auch das Spiel."
Stattdessen verlor es Lok nach der Pause verdient. Marcus Brodkorb vertändelte als letzter Mann die Kugel gegen Sven Seitz, dessen Querpass brauchte Daniel Heinze nur noch einzuschieben (49.) - der frühe Genickschlag für das Selbstvertrauen der Gäste. "Wir haben uns selbst geschlagen, Aufbauhilfe für den FC Sachsen geleistet, ihm die Tore auf dem Tablett präsentiert", giftete Sadlo, "ich bin maßlos enttäuscht". Was sein Team nach dem 0:2 anbot, war indiskutabel: kein Biss, keine Ideen, keine Torgelegenheiten mehr. "Wir haben uns kaum noch bewegt, eine Katastrophe", sagte Knoof.
Die Sachsen aber verteidigten souverän ihren Vorsprung und hätten ihn bei gefährlichen Kontern sogar fast noch ausgebaut. Besonders Shubitidze (51., 89.) sündigte im Abschluss.
Christian Kaubitzsch störte das wenig. "Ich bin hoch zufrieden, das war ein Big Point", befand der Coach, der als Trainer mit der besten Punktquote in die Leutzscher Geschichte eingehen könnte: "Ich weiß noch nicht, ob ich weitermache, ich muss das erst mal überschlafen." Steffen Enigk

FC Sachsen: Weiß - Kuckelt, Köckeritz, S. Werner, Felke - Nolde (90. Ledwoch), Scholze, Kittler, Shubitidze - Lee Gandaa ((43. Seitz), Heinze (81. v.d. Weth). 1. FC Lok: Evers - J. Werner, Saalbach, Brodkorb (54. Hildebrandt), Seifert - Seipel, Knoof, Brumme, Devaty - Heusel (73. Jackisch), Kieback (64. J. Adam).

Fußball-Leutzsch lebt wieder

Eine Niederlage vor dürftiger Kulisse hätte das schnelle Ende für den FC Sachsen bedeuten können. So aber machte sich der von Insolvenzverwalter Heiko Kratz erzwungene Trainerwechsel doppelt bezahlt: Die Leutzscher leben wieder, sportlich und finanziell. Unter Interims-Coach Christian Kaubitzsch gelang der erste Sieg seit November und ein Quantensprung Richtung Klassenerhalt, auch weil sich die Mannschaft für den auf der Tribüne sitzenden alten Trainer Dirk Heyne zerriss und hoch konzentriert agierte.
Bei weniger als 6000 Zuschauern hätte der Verein kaum verkraftbare Verluste erlitten. Die 8451 Besucher brachten zwar nicht wie erhofft 50 000 Euro in die leere Kasse, aber immerhin ein Plus von knapp 30 000. Das reicht, um weiterzukämpfen - mit neuer Begeisterung bei Fans und Sponsoren nach diesem Prestige-Erfolg.
Lok-Spieler und Lok-Anhänger waren enttäuschte, aber faire Verlierer. Für die Probstheidaer wird es eng, doch sogar viele Leutzscher wünschen dem Rivalen den Oberliga-Verbleib. Beide Klubs brauchen stimmungsvolle Derbys als Einnahmequelle und Höhepunkte im oft tristen Alltag. Fußball-Leipzig freut sich, wenn sie so friedlich verlaufen wie gestern.
s.enigk@lvz.de

Drei Punkte für gefeuerten Trainer

Leipzig. Er war allgegenwärtig beim Ortsderby: Obwohl Dirk Heyne am Donnerstag überraschend von der Leitung der Mannschaft entbunden worden war, kreisten viele Gedanken und Gespräche bei Spielern, Fans und Funktionären um den Ex-Coach des FC Sachsen. Sogar in der offiziellen Aufstellung war sein Name noch vermerkt, was Heyne schmunzeln ließ. Der 53-Jährige hatte es sich nicht nehmen lassen, gestern das Derby mit mehr als 8000 Zuschauern zu besuchen. Mit Lebenspartnerin nahm er in Reihe 31 im Block 07 Platz, erlebte dort 90 aufregende Minuten.
Zunächst den Finger konzentriert an den Lippen, gab's Beifall nach dem Führungstreffer seiner "Ehemaligen", um sich dann nach dem zweiten Tor zur Beruhigung eine Zigarette zu leisten. "Ein verdienter Sieg, der den Jungs zu gönnen ist", sagte er beim Abgang. "Jetzt nehmen wir uns erst einmal ein paar Tage Auszeit", meinte er zu seinem aktuellen Pensum. "Wir haben diesen Sieg, diese drei Punkte Dirk Heyne gewidmet", freute sich der neue Coach Christian Kaubitzsch mit seinem ehemaligen Chef. Beide hatten das Derby gemeinsam vorbereitet.
"Wir hatten Dirk gebeten, als moralische Stütze dabei zu sein", erklärte Sachsen-Vorstand Matthias Weiß. Viel geholfen hat dieser Erfolg samt guter Kulisse dem Leutzscher Fußball. "Wir waren auf die Zuschauerzahl mächtig gespannt", gab Weiß zu. Noch mehr natürlich auf das Ergebnis. "Ein Sieg musste her, so lässt sich doch besser weiter arbeiten", sagte er stellvertretend für die Ehrenamtlichen, die den Fußball beim FC Sachsen trotz bescheidener Finanzen rollen lassen. "Nicht auszudenken, wenn der Abstieg drohen würde", gestand Weiß, der angesichts des Sieges Freudentränen nicht unterdrücken konnte. Der Derbysieg entledigt den FC Sachsen zwar nicht aller Sorgen, aber das Polster gegenüber den Abstiegsrängen ist größer geworden. Der Jubel der Leutzscher war gestern jedenfalls gewaltig.
Unzufrieden war dagegen Michael Notzon, Präsident des 1. FC Lok. "Auch wir brauchen dringend jeden Punkt. Da hätte ich mir schon mehr Gegenwehr gewünscht", forderte er mehr Kampfgeist von den Probstheidaern. Es war das zweite Derby, das er als Lok-Chef sah. "Schade, aber an den Schwung des damaligen 2:0-Sieges konnten wir heute nie anknüpfen."
Notzon war gerade unterwegs auf der Reise zu einigen Büros seiner Energiefirma. "So oft kann ich deshalb leider nicht in Leipzig beim Fußball sein", sagte er. "Auch weil die Anbindung per Bahn oder Flugzeug von Nürnberg nicht die beste ist. Ich bin fast schneller in Hamburg", meinte er gestern bedauernd.

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