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In erzgebirgischen Firmen auf Schnuppertour10.11.2008
Erzgebirge/ Sehmatal. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, junge Menschen in unserem Unternehmen auszubilden um damit den Facharbeiternachwuchs zu sichern", erklärt Klaus Heidler. Der Geschäftsführer der Schröder und Heidler GmbH in Sehmatal ist einer von 169 Unternehmern erzgebirgsweit, der zur Woche der offenen Unternehmen für 3350 interessierte Schüler der vier Erzgebirgslandkreise seine Firmentore öffnete. Neben Unternehmen aus verschiedenen Dienstleistungsbereichen dominierte auf der Firmenliste das produzierende Gewerbe.

Die vier Schüler der achten Klasse der Sehmataler Mittelschule erfuhren bei ihrem intensiven und aufgrund der kleinen Gruppenstärke sehr individuellem Rundgang anhand der Wertschöpfungskette durch die gesamte Produktionshalle nicht nur wie aus einer Technischen Zeichnung über den Werkzeugbau und letztlich über das Spritzgussverfahren Teile für Airbags, Gurtsysteme oder Elektroinstallation entstehen. Vielmehr ging es auch in Gesprächen mit ehemaligen Lehrlingen darum, welche Anforderungen an das Berufsbild des Verfahrensmechanikers für Kunststoff- und Kautschuktechnik gestellt werden. "Ich möchte auf jeden Fall mal einen technischen Beruf erlernen. Ich hoffe heute hier zu erfahren wie die Plastikteile hergestellt werden und wofür man sie braucht", meint Florian Göbel.

Ziel der gemeinsamen berufsorientierenden Inititiative der Wirtschaftsförderungen der Landkreise, der Unternehmen, Lehrer, Schüler und Eltern ist es, die leistungsfähige Jugend in der Region zu halten. Berufliche Perspektiven und Chancen für einen qualifizierten Facharbeiternachwuchs in vielen Branchen sollen aufgezeigt werden, die einerseits aus dem aus dem Rückgang der Schülerzahlen aber auch vor allem andererseits aus dem Aufschwung in vielen Branchen - vor allem im Metallbereich - resultieren. Auch Gymnasiasten wollen die Unternehmer verstärkt ansprechen und motivieren, ingenieurtechnische Studiengänge zu belegen und die Praktika in heimischen Unternehmen zu absolvieren.

?Die Kunststoffindustrie ist im Aufwind. Mit diesem Werkstoff, der immer bessere Eigenschaften hat und dem Metall ähnlicher wird, kann schnell am Markt reagiert werden. Man kann den Beruf ein Leben lang ausführen ohne dass es langweilig wird?, machte Meister Wolfgang Kaufmann die Jugendlichen neugierig. Doch man müsse schon gute schulische Leistungen mitbringen - fundiertes Wissen in Mathematik und in den Naturwissenschaften seien Pflicht: "Ihr müsst weitsichtig und breit gefächert denken können und viele Prozesse im Kopf vordenken. Denn die Maschinen führen nur das aus, was ihr ihnen vermittelt." Und die Bereitschaft zur Schichtarbeit müsse vorhanden sein.

Vor 17 Jahren wurde die Firma Heidler und Schröder mit vier Personen neu gegründet und kann auf stetes Wachstum zurückblicken. Gewachsen ist mit der Produktionsfläche auch die Mitarbeiterzahl auf inzwischen über 80 Angestellte. Letzte Woche beendete der 20. Auszubildende seine Lehre im Unternehmen. Die Firma war von Anfang an darauf spezialisiert Spritzgießwerkzeuge und daraus Kunststoffteile herzustellen. Ungefähr 1200 eigens hergestellte Spritzgießwerkzeuge lagern in den hohen Regalen in der extra brandsicheren Schatzkammer der Firma.

"Die Woche der offenen Unternehmen könnt ihr dazu nutzen, euch in Betrieben umschauen um zu sehen, welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt", so Heidler. Die Möglichkeit zum Schnuppern bietet Schröder und Heidler GmbH auch durch Praktika und Ferienjobs, die, so Heidler sehr begehrt sind, und deshalb zeitig angemeldet werden sollten. "Das sind für uns natürlich gute Chancen, die Arbeitsbereitschaft und den Elan der Schüler kennenzulernen."

Für die vier jungen Sehmataler brachte der Rundgang den einen oder anderen Aha-Effekt. War für den einen das Herstellen der Spritzwerkzeuge interessant, staunte manch anderer, dass zum Beispiel der Unterricht im Technischen Zeichnen doch nicht so unnütz ist wie immer vermutet. Und der Schnelldurchlauf von der Kundenanfrage bis zum versandferigen Produkt war das perfekte Praxisbeispiel für den eben behandelten Stoff im WTH-Unterricht: "Wir behandeln nämlich gerade das Thema Angebot und Nachfrage am Markt", so Florian Göbel, der am Mittwochnachmittag in der unterrichtsfreien Zeit noch hinter die Türen einer Kfz-Werkstatt schauen wollte.

Koordiniert wird die Woche der offenen Unternehmen im Landkreis Annaberg und dem Mittleren Erzgebirgskreis von der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH. Die Zusammenarbeit und die Abstimmungen mit den Landkreisen Aue-Schwarzenberg und Stollberg funktionieren reibungslos und Hand in Hand, woraus auch die große "Wanderbewegung" der Schüler in Unternehmen von Nachbarlandkreisen hinein resultiert.

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