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Stadtmuseum Aue zeigt Gedenkausstellung01.07.2009
Sonderausstellung Leonhard Walther Genialer Erfinder und Unternehmer aus Aue?
Kinderspielzeug, Pyramiden und verschiedene andere Produkte aus Blech sind neben Patentbriefen, historischen Fotos und anderen Exponaten ab 28. Februar 2009 im Museum der großen Kreisstadt Aue zu sehen. Gezeigt wird eine Sonderausstellung zum Gedenken an den heute fast in Vergessenheit geratenen Industriepionier und genialen Erfinder Christian Leonhard Walther, dessen Geburtstag sich am 1. Mai 2008 zum 150. Male jährte.

Seine Auer Firma produzierte über Jahrzehnte Kinderspielzeug und Pyramiden aus Blech.
Der Firmengründer Christian Leonhard Walther wurde1858 in Bernsbach geboren. In der bekannten Auer Maschinenfabrik Erdmann Kircheis lernte er den Beruf des Schnitt- und Stanzenbauers. Seine Erfindungen waren für das Unternehmen sehr wertvoll. 1888 entwickelte der damals als Werkmeister im Betrieb tätige Leonhard Walther die weltweit erste Maschine zum Verschließen von Konservendosen. Für diese Neuentwicklung, die er nicht selbst patentieren lassen konnte, bekam der Erfinder lediglich eine Abfindung. Die vom Wert der neuartigen Maschine profitierende Firma Kircheis erhielt dafür auf den Maschinenausstellungen in München 1888 und 1889 zwei Königlich-Bayrische Staatspreise.

Nach seiner Heirat wurde Leonhard Walther als selbständiger Unternehmer in Aue tätig. Sein Betrieb produzierte vorwiegend beweglichen Christbaumschmuck und Kinderspielzeug aus Blech. Das Fabrikgebäude befand sich damals an der Mehnertstraße (heute Clara-Zetkin-Straße). Etwa 50 Personen waren in der Firma beschäftigt.

Anlässlich der Geburtstagsfeier von König Albert von Sachsen wurde Leonhard Walther im Jahre 1902 mit einer Auszeichnung geehrt. Des Weiteren war er bis 1905 Ratsmitglied der Stadt Aue und engagierte sich dort in der kommunalpolitischen Arbeit. Wie viele andere seiner Zeitgenossen glaubte auch Leonhard Walther, sein Glück in Amerika finden zu können. Deshalb übersiedelte er mit seiner Familie nach New York, wo bereits Familienangehörige von ihm wohnten. Doch seine Erwartungen erfüllten sich nicht und so kehrte er 1908 in die alte Heimat zurück.

Erneut begann Leonhard Walther mit der Herstellung von Kinderspielzeug. Er entwickelte ein zusammenklappbares Puppenbettgestell, das 1913 und, in verbesserter Ausführung, 1920 patentiert wurde. Ebenfalls Patentrechte erhielt der rührige Unternehmer auf Puppenwagen mit Körbchen und Metalleinfassung. Eine Neuheit jener Zeit waren die von ihm entwickelten Weihnachtspyramiden aus Blech und Pappe. Die Firma wurde nun als Familienbetrieb im Mehrfamilienhaus an der Auer Lindenstraße 27 auf dem Zeller Berg betrieben.

Nach 1945 übernahm der Sohn des Firmengründers, Paul Walther, den Betrieb und begann mit der Herstellung von Stadtwappenarmbändern. Als dieser Artikel nicht mehr marktfähig war, produzierte die kleine Firma aus Gasmaskenfiltern und Granatenhülsen Puppenkarussells. Ab 1965 führte Paul Walther überwiegend Lohnaufträge von größeren Firmen aus. Er entwickelte damals eine Anlage, mit der Überwürfe für Vorhängeschlösser hergestellt werden konnten. Als er 1988 starb, sah sich keiner aus der Familie in der Lage, das Gewerbe der Vorfahren weiterzubetreiben. Letztendlich führte diese Situation zur Auflösung des traditionsreichen Betriebes. Damit ging ein kleines, aber dennoch nicht unbedeutendes Kapitel lokaler Industriegeschichte zu Ende.
Die Sonderausstellung im Stadtmuseum Aue will mit ihrer Präsentation jenes Kapitel der Auer Industrietradition würdigen und zugleich einen kreativen Unternehmer der städtischen Vergangenheit ehren sowie Fleiß und Einfallsreichtum unserer Vorfahren dokumentieren.

Die Ausstellung kann bis voraussichtlich zum 17. Mai 2009 zu den regulären Öffnungszeiten besucht werden.


Öffnungszeiten Museum
Dienstag ? Freitag 10:00 Uhr ?18:00 Uhr
Samstag 10:00 ? 18:00 Uhr
Sonntag 13:00 ? 18.00 Uhr
Montag geschlossen

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